Haben wir es mit Trennungsangst zu tun so müssen wir die Ursache, also immer im Zusammenhang Eltern / Welpe oder auf den erwachsenen Hund umgerechnet, die Verantwortung übernehmen den Teil und den auf den anderen angewiesenen Teil suchen. Hier gibt es derzeit zwei verschiedene Lösungsansätze, welche das Problem zu erklären versuchen.
Der eine Ansatz ist es dem Hund neotenisches Verhalten zu unterstellen, also das Beibehalten von kindlichen Verhaltensmustern im Erwachsenenalter. Dies ist bei Hunden nichts ungewöhnliches, in gewisser Weise bleiben sie immer Welpen, sie werden von uns mit Futter versorgt, bevorzugen eher welpenhaftes Kontaktliegen als wölfisches Distanzliegen und bleiben ihr ganzes Leben für ein Spiel weitaus stärker zu haben, als Wölfe. TUBER wies 1996 nach, dass übertrieben enge Bindungen in aller Regel nur zwischen Hund und Mensch entstehen nicht zwischen Hund und Hund. Sicherlich hat dies auch seine Ursache darin, dass nicht wenige Menschen ihre Hunde absichtlich welpenhaft halten sie behandeln sie nicht wie Hunde, sondern eher wie Kleinkinder, ja oft sogar als Kindersatz.
O®HEARE (2004) zufolge würden diese Tiere aus Angst das schützende Elterntier (Besitzer) zu verlieren, in eine oft existenzielle Trennungsangst gestürzt.
Diese Erklärung hat viel für sich und sicher trifft sie oft zu ein nicht kleiner Teil der unter Trennungsangst leidenden Hunde ist aber keineswegs devot. Oft sind es die richtigen Draufgänger und besonders unabhängigen Hunde, welche besonders heftig reagieren ja, es gibt in Extremfällen sogar Hundeangriffe auf deren Besitzer, wenn diese sich entfernen. Mit Neotenie kommt man hier nicht weiter.
Hier hilft FENNEL (2000) mit einer Erklärung welche im Grunde dem gleichen Ansatz folgt. Sie sieht das Problem häufig genau umgekehrt. Nicht der Welpe würde seine Mutter suchen, sondern die Mutter ihren Welpen. Oft wären es dominante Hunde, welche es gewohnt sind, dass in ihrem Rudel alles nach ihrer Pfeife tanzt.
Wie auch immer, beide Lösungsansätze beruhen auf dem gleichen Prinzip einer angeborenen Verlustangst zwischen Muttertier und Welpen und beide Lösungsansätze sehen eine Störung in dieser Beziehung. Nur wenn diese Störung beseitigt wird hat man eine Chance das Problem zu lösen.
Da die Ursache eine ähnliche ist, ähneln sich auch die Lösungsansätze beider Autoren. Wichtig ist es den Hund als Hund zu sehen und ihn altersgemäß zu behandeln. Ein Welpe ist frühestens mit 16 Wochen psychisch reif genug eine Trennung von seinem Rudel zu verkraften.
Selbstverständlich muss man dann erst langsam diese Trennungsphasen verlängern das Alleinsein trainieren. Provoziert man es früher so kommt zu der angeborenen Verlustangst ein bunter Strauß an Lernerfahrungen hinzu. Neben Assoziationslernen, Sensitivierung und Konditionierungserfahrungen helfen viele unbekannte Faktoren den Hund immer weiter in seinem Verhalten reinzudrängen.
Es gibt diverse Grundregeln welche man beachten sollte. Trennung ist etwas normales in unserer menschlichen Welt und dies muss der Hund lernen. Es ist also absolut tabu, Sachen zu unternehmen die diese Normalität in Hundeaugen aus der Situation entfernen. Alleinsein muss langsam trainiert werden. Hat man dazu nicht die Zeit sollte man sich die Frage stellen, ob ein Hund das richtige Tier für einen ist.